Lockheed 14 Super Electra 1:72
Aus der Lockheed Hudson wird eine Super Electra
18.02.2013 von Ernst
Die Lockheed 14 Super Electra war eine konsequente Weiterentwicklung der Lockheed 10 und 12, zweimotorige Ganzmetallflugzeuge, von denen insgesamt 149 Stück gebaut wurden.
Die Super Electra war aber nicht nur größer, sie bot 12 bis 14 Passagieren und 2 bis 3 Besatzungsmitgliedern (2 Piloten und 1 Stewardess) Platz, auch aerodynamische Neuerungen verbesserten Ihre Flugeigenschaften und Wirtschaftlichkeit. Für die Einführung von Fowler Flaps und Slots, sogenannten „Briefkastenschlitzen“ an den äußeren Tragflächen erhielt der junge Konstrukteur Clarence L. „Kelly“ Johnson (heute vor allem bekannt durch Flugzeuge wie die F-104, U-2 oder SR-71) 1937 den Sperry Preis. Der Erstflug fand am 29.7.1937 statt. Bereits im Oktober des gleichen Jahres führte Northwest Airlines die Super Electra auf der Strecke Twin City –Chicago ein. Mit einer Reisegeschwindigkeit von 382 km/h war sie das schnellste Verkehrsflugzeug ihrer Zeit.
Auch in Europa gelang es Lockheed das neue Modell zu verkaufen: Die ersten Flugzeuge erhielt die KLM, außerdem orderten British Airways, LOT , DNL und SABENA. British Airways Ltd. Bekam die ersten 4 von insgesamt 8 Lockheed 14 F-62 Super Electra 1938 auf dem Seeweg geliefert. Sie konnten 14 Passagiere und deren Gepäck befördern.
Die Flugzeiten mit dem neuen Flugzeug betrugen von London nach Paris 2, nach Berlin 3 und nach Stockholm 7 Stunden. Am bekanntesten wurde wohl die Lockheed 14 G-AFGN von British Airways, mit der der britische Premierminister Neville Chamberlain 1938 zu Verhandlungen mit Hitler nach München reiste. Dieses Flugzeug bildete auch die Kulisse als Chamberlain bei seiner Ankunft in Heston die Ergebnisse des Münchner Abkommens als „peace in our time“ vor laufenden Wochenschau- Kameras würdigte. Leider wurde dieses Flugzeug am 11.8.1939 bei einer Notlandung zerstört.
Zusätzlich wurde die Super Electra aber bekannt durch den Rekord-Weltflug des Howard Hughes: Mit der NX-18973 umrundete er und seine 4 köpfige Besatzung im Juli 1938 in nur 3 Tagen und 19 Stunden die Erde. Spätestens hier wurden die Militärs auf diesen Typ aufmerksam. Großbritannien hatte bereits im April 1938 bewaffnete Super Electras als Lockheed Hudsons bestellt, die ab Januar 1939 ausgeliefert wurden.
Insgesamt lieferte Lockheed 112 zivile Super Electras, hinzu kamen noch 119, die bei Kawasaki und Tachikawa in Japan in Lizenz gefertigt wurden. Dagegen wurden von der Lockheed Hudson und anderen militärischen Versionen 2941 Exemplare gebaut.
In 1:48 gab es ein Modell der zivilen Super Electra von Classic Airframes. 1:72 haben Airfix und MPM/Special Hobby (dieses Modell war auch bei Italeri im Programm und soll 2013 bei Revell erscheinen) die militärische Hudson herausgebracht. Mein Modell in 1:72 entstand aus dem Airfix Bausatz. Dieser stammt aus den 60er Jahren - wird seitdem immer wieder neu aufgelegt- und weist einen entsprechenden Standard auf: Nieten, schlierige Glasteileund mittelmässige Passgenauigkeit.
Ein Umbau in die Zivilversion ist gar nicht so schwierig, da die Hudsons die Rumpffenster des Airliners behielten. Der Rumpf muss entmilitarisiert, die Öffnung für den MG-Turm am Heck verschlossen werden. Die Glasnase muß verschliffen und überlackiert werden. Einige zivile Super Electras besaßen aber eine Glasnase, hinter der sich ein Landescheinwerfer befand (z.B. Trans Canada). Nicht so die Flugzeuge von KLM, LOT, British Airways , PAA und viele andere. Tragflächen und Leitwerke können unverändert übernommen werden. Das letzte Problem stellen die Motoren dar: Die im Airfix Kit enthaltenen Curtiss Wright GR 1820 mit 1200 PS waren in die normalen Super Electra nicht eingebaut. Sie waren 1938 für Zivilflugzeuge noch nicht verfügbar.Sie hatten Cyclone 14-F62 mit nur 760 PS. Lediglich Howard Hughes Rekordflugzeug rüstete Lockheed mit den stärkeren Triebwerken aus Publicity-Gründen aus. Optisch unterschieden sich die Motoren durch die Cowlings. So habe ich die Airfix Motoren aus den Cowlings herausgeschnitten und in neue Verkleidungen aus der Ersatzteilkiste (Blenheim oder Beaufighter) geklebt. Außerdem müssen die Auspuffrohre an den Motorgondeln abgeschliffen und durch ein kurzes Röhrchen ersetzt werden. Damit ist der Umbau so gut wie fertig.
Fast alle zivilen Lockheed 14 flogen in Naturmetall mit schwarzen Gummienteisern an den Tragflächen und Leitwerksvorderkanten. Nachdem ich meine erste Super Electra mühsam mit Letraset beschriftet hatte, brachte Dutch Decals mit dem Set 72007 die oben erwähnte G-AFGN von British Airways Ltd. heraus. In der Bemalungsanleitung finden sich noch nützliche Bauhinweise. Ich benutzte diesen Satz für mein zweites Modell (Introbild). Manx hat ein Decals für eine Aer Lingus Super Electra im Angebot, bei DRAW gibt es Abziehbilder für mehrere US Fluggesellschaften.
Wer es aber unbedingt militärisch haben will: Als C-53 oder R-40 flogen Super Electras bei USAAF und US Navy.
Ernst Kögel