Lockheed Vega 1:72
Die Gebrüder Loughead gehören zu den frühen US-Luftfahrtpionieren. Nachdem ihre erste Fugzeugfirma 1921 nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten aufgelöst worden war, meldeten sie sich 1925 mit der Lockheed Aircraft Company, ihr holländischer Name war jetzt anglisiert worden, in Hollywood zurück. Mit revolutionären einmotorigen Reise- und Kleinverkehrsflugzeugen sorgten sie für Aufsehen. Untrennbar sind die Erfolge von Art Goebel, Howard Hawks, Willey Post, Amelia Earhart und anderer US Flieger mit Lockheed Vegas, Sirius und Orion verbunden.
An der Entwicklung der Vega waren John K. Nothrop und Gerald Vultee beteiligt. Der in Schalenbauweise konstruierte Hochdecker konnte 6 Passagiere tragen und sollte als Verkehrsflugzeug eingesetzt werden. Dafür erwies sich die Vega aber bald als zu klein. Wegen seiner robusten Konstruktion und der hohen Geschwindigkeit (217 km/h) war sie für Luftrennen und Rekordflüge bestens geeignet. Der Erstflug fand 1927 statt. Die erste Vega ging an Randolph Hearst, der sie „Golden Eagle“ taufte. Sie verschwand im August 1927 bei einem Luftrennen spurlos. Weltbekannt machte Willey Post diesen Typ, als er 1931 mit einer Vega, die er „Winnie Mae“ nannte, die Welt umrundete. Er flog 24903 km in 8 Tagen, 15 Stunden und 51 Minuten. Später machte er sich um die Erforschung des oberen Luftraumes verdient (er entdeckte unter anderem die Jet streams). Amelia Earhart überquerte als erste Frau 1932 solo den Atlantik mit einer Vega. Beide Flugzeuge sind erhalten und im National Air and Space Museum in Washington ausgestellt.
Von Lindberg und AMT gab es die Vega in 1:48, in 1:87 hatte AHM diesen Typ im Programm. Für 1/72 blieb nur ein recht guter Vacu von Welsh bis MPM der Modellbaugemeinde einen Spritzgußbausatz spendierte. 4 Versionen sind bisher erschienen: Die erste Ausgabe hatte natürlich ein Militärflugzeug und ein Firmenflugzeug (Shell) zum Inhalt, aber der zweite Kasten enthielt Zusatzteile und Decals für die Flugzeuge von Willey Post und Amelia Earhart. Für die Landversion empfiehlt sich dieser Kasten, wegen der Zusatzteile. Der dritte Kit ermöglicht eine Vega auf Schwimmern. Außerdem gibt es nochmals eine Militärvariante der USAAF.
Der Bau ist für Bastler mit Kleinserienerfahrung gut zu bewältigen. Allerdings hat er auch seine Tücken. So wollte ich die Cockpitverglasung gegen Ende einbauen. Das geht nicht. Man muß sich hier an die Bauanleitung halten und dieses Teil vor der Montage der Tragfläche einbauen. Auch die Fahrwerkstreben sind etwas knifflig anzubringen. Vor allem die relativ schweren großen Radverkleidungen müssen nach dem Kleben lange aushärten. Ich wollte unbedingt die rote Vega von Amelia Earharts Atlantikflug bauen. Im Passagierrumpf waren Zusatztanks eingebaut und fast alle Fenster verblendet. Erst später bemerkte ich, daß ich diese verblendeten Fenster hätte verschleifen müssen. Außerdem ist das Rot etwas zu dunkel. Verschiedene Fotos, die im NASM gemacht wurden, zeigen zwar ein sehr dunkles Rot. Dies liegt aber wohl an der Beleuchtung. Zeitgenössische Gemälde und Quellen deuten auf eine hellere Lackierung („crimson“) hin.
Ernst Kögel