YS11 1:144

1954 initiierte das japanische Außenhandels- und Industrieministerium die Entwicklung eines zweimotorigen Turboprop- Verkehrsflugzeuges. Unter dem Namen Nihon Aircraft Manufacturing Company (NAMC) bildeten führende japanische Industrieunternehmen, darunter Mitsubishi, Kawasaki und Shin Meiwa, ein Konsortium, das einen Kurzstrecken Airliner entwickeln sollte, der die DC-3 ersetzen könnte. Am 30.08.1962 hatte das YS-11 genannte Flugzeug seinen Erstflug. Bis auf die Rolls Royce Dart Propellerturbinen und die Propeller von Dowty stellte das neue Flugzeug eine japanische Eigenentwicklung dar. 1964 erhielt die YS-11 die japanische Zulassung und wurde ab April 1965 von der japanischen TOA Airways eingesetzt. Neben JAL und ANA  erhielten auch die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte YS-11.

Mit der US-Zulassung durch die FAA im September 1965 war der Weg für Exportaufträge frei. Tatsächlich wurden von den bis 1974 gebauten 182 Ys-11 82 in 15 Länder exportiert. In den USA setzte Piedemont diesen Typ auf Inlandstrecken ein. Auch in Südamerika und im Pazifischen Raum fand NAMC viele Kunden. In Europa kaufte Olympic Airways  1969 5 YS-11. 2 Flugzeuge gingen 1972 und 1976 bei Unfällen verloren, 1979 wurden die restlichen 3  von der griechischen Luftwaffe übernommen.

Wie andere Flugzeuge dieser Kategorie gingen auch die meisten Export-YS-11 durch viele Hände, um schließlich als Frachtflugzeuge zu enden. Für die japanischen YS-11 kam 2006 das Aus: Das japanische Transportministerium verfügte, daß Verkehrsflugzeuge in Japan mit einem Antikollissionswarngerät (TCAS) ausgerüstet sein müssen. Eine Nachrüstung für die YS-11 war zu teuer und so endete am 30.September 2006 mit einem Flug der Japan Air Commuter der zivile Flugbetrieb der YS-11 in Japan. Sie wurde das erste und bis heute einzige erfolgreiche in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte Verkehrsflugzeug.

 

Natürlich brachten die japanischen Modellbaufirmen mehrere Kits „ihres“ Airliners heraus: In 1:72 Bandai mit Inneneinrichtung und Flugzeugschlepper. Der immer noch empfehlenswerte Kit kam auch unter anderen Labels in die Läden. In 1:144 dauerte es bis in die Mitte der 90er Jahre bis Doyusha und dann Hasegawa sich dem Stolz der japanischen Luftfahrtindustrie annahmen. Der preisgünstigere Doyusha Kit ist ein sehr einfaches und teilweise etwas grob gehaltenes Modell, das nur mit etwas Aufwand zu einer ordentlichen Replik werden kann. Fenster sind nur durch Gravuren dargestellt, die Turbinen müssen aufgebohrt werden, Fahrwerkschächte müssen selbst gefertigt werden und vieles mehr. Dagegen entsprach der Hasegawa Bausatz von  1997 den Erwartungen, die man an einen modernen Airliner Kit stellt. Er ist sogar feiner und besser ausgestattet als der 2010 erschienene  Bausatz der Embraer 170. Hasegawa produzierte die YS-11 noch für Modellbauer und wollte nicht mit Fertig- oder Steckmodellen konkurrieren.  Er wurde in vielen Versionen angeboten. Dabei handelte es sich meist um Decalvarianten. Allerdings hatte die Seeüberwachungsversion einen zusätzlichen Gußast mit entsprechenden Beulen und Antennen. Mein Modell entstand aus dem aktuellen Kit, der den ersten Prototypen darstellt. Er war passgenau und leicht zu bauen.

Allerdings benutzte ich nicht die Decals aus dem Kit. Ich habe mich für einen Frachter von Airborne Express entschieden, weil dieser keine Kabinen-Fenster hat. Der Rumpf ist „Boeing Grey“ (X301) von Xtracolour, die Tragflächen Alusilber von Revell. Die Enteiser lagen dem Decal von Avigraphics (AGD4061) bei.

Ernst Kögel